Ziem A. & Fritsche B. (2018) Von der Sprache zur (Konstruktion von) Wirklichkeit: Die konstruktivistische Perspektive der Kognitiven Linguistik. In: Felder E. & Gardt A. (eds.) Wirklichkeit oder Konstruktion? Sprachtheoretische und interdisziplinäre Aspekte einer brisanten Alternative. De Gruyter, Berlin: 243–276. https://cepa.info/6785
Ziem A. & Fritsche B.
(
2018)
Von der Sprache zur (Konstruktion von) Wirklichkeit: Die konstruktivistische Perspektive der Kognitiven Linguistik. [From language to (the construction of) reality: The constructivist perspective of cognitive linguistics]
In: Felder E. & Gardt A. (eds.) Wirklichkeit oder Konstruktion? Sprachtheoretische und interdisziplinäre Aspekte einer brisanten Alternative. De Gruyter, Berlin: 243–276.
Fulltext at https://cepa.info/6785
Excerpt: Die epistemologische Frage nach dem Zusammenhang von Sprache, Denken und Wirklichkeit gehört zu den großen Topoi der abendländischen Philosophie; Platons Höhlengleichnis ist das vielleicht wirkungsmächtigste Beispiel. Welche Rolle dabei der Sprache als gleichsam vermittelndes Glied zwischen Kognition und Welt zukommt, ist bekanntlich zwar auch keine neue Streitfrage, eine erstaunliche Zuspitzung erfährt die wissenschaftliche Auseinandersetzung aber in jüngerer Zeit im Kontext neuerer Erkenntnisse zum Verhältnis von sprachlichen Kategorien und menschlicher Kognition: In der Kognitiven Linguistik steht ein Sprachverständnis im Zentrum, das sprachliche Kategorien und Strukturen – im Gegensatz zu universalgrammatischen Ansätzen im Gefolge Chomskys – nicht von sprachlicher Erfahrung (sozialer, diskursiver, interaktiver etc. Natur) entkoppelt, sondern zwischen Kognition und diskursiver Erfahrung vielmehr einen komplexen wechselseitigen Bedingungszusammenhang sieht. Sprache kommt dabei die entscheidende Funktion einer Art Scharnier zu, das zwischen Kognition (hier insbesondere sprachlich induzierten Konzepten) und diskursiver “Wirklichkeit” (hier sprachlich hergestellter kollektiver Bedeutung) vermittelt. Mittels Sprache wird erst das, was als Wirklichkeit wahrgenommen wird, intelligibel.

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