Ammermann N. (1994) Zur Konstruktion von Seelsorge: Seelsorge, Erkenntnistheorie und Methodenfrage unter dem Aspekt der Psychologie der persönlichen Konstrukte und auf dem Hintergrund konstruktivistischer Erkenntnistheorien. Peter Lang, Frankfurt.
Poimenisch-seelsorgerliche Arbeit bedarf der wissenschaftlichen Reflexion. Oftmals schränkt sich diese auf die kritische Rezeption psychologischer Theorien im Hinblick auf das ihnen zugrunde liegende Menschenbild und dessen Verantwortbarkeit seitens seelsorgerlicher Arbeit. Diese Studie schlägt einen anderen Weg ein: Psychologie und Poimenik werden metatheoretisch untersucht im Hinblick auf die Frage, wie beide Erkenntnis und Erfahrung zu organisieren versuchen. Ausgangspunkt bildet die Psychologie der persönlichen Konstrukte G. A. Kellys; empirisch-kasuistische Untersuchungen zeigen die Praxisrelevanz dieser Vorgehensweise auf; erkenntnistheoretische Reflexionen zur Meßbarkeit und Validität von Seelsorge und zur Anwendbarkeit des alternativen wie radikalen Konstruktivismus auf poimenische Fragestellungen beschließen die Studie.
Arnold R. (2003) Konstruktivismus und Erwachsenenbildung. In: Siebert H. (ed.) Gehirn und Lernen. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Literatur- und Forschungsreport 26(3): 51–61.
Der Konstruktivismus hat in der pädagogischen und erwachsenenpädagogischen Debatte der letzten zehn Jahre einiges bewegt, bisweilen gar heftige und turbulente Debatten ausgelöst. Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, die Potenziale dieser Debatte – ohne dieselbe im einzelnen resümieren zu können – perspektivisch auszuloten und ihrer Bedeutung für die Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung nachzuspüren. In den Blick genommen werden dabei zwei polare Spannungsfelder, welche m. E. – bewusst und unbewusst – die bisherigen Debatten bestimmen: Die Spannung zwischen „Erkenntnis und Handeln“ einerseits und die Spannung zwischen „innerer und äußerer Systemik“ andererseits.
Becker O. (2014) “Mit der Welt umgehen, um etwas herauszufinden”: Eine empirische Untersuchung zu Umgangsweisen von Kindern mit Welt. www.widerstreit-sachunterricht. de 20: 1–48. https://cepa.info/6537
Vor dem Hintergrund des Radikalen Konstruktivismus, der eine Gültigkeit von Wirklichkeitskonstruktionen (bzw. der ausgewählten Alternative), solange diese für das praktischen Handeln nützlich sind, postuliert, erörtert die Autorin die Relevanz dieser Erkenntnistheorie für die Sachunterrichtsdidaktik und diskutiert den “Bildungsrahmen Sachlernen” in Bezug auf “Umgangsweisen” als Ausgangspunkt für eine Strukturierung des Sachunterrichts. Der empirische Teil im Rahmen einer Teilnehmenden Beobachtung geht den Fragen nach, was menschliche Umgangsweisen sind, die Grundschulkindern plausible Aussagen über die Realität ermöglichen und welche Anstöße es für die jeweiligen Umgangsweisen gibt. Die Auswertung des erhobenen Videomaterials, das im Rahmen einer Stadtteilerkundung und eines Waldbesuchs entstanden ist, erfolgt mittels einer Qualitativen Inhaltsanalyse. Die Verfasserin entwickelt ein Kategoriensystem von Umgangsweisen, das dazu beitragen soll, den “Bildungsrahmen Sachlernen” in Sachunterrichtsdidaktik und Schulpraxis zu verankern.
Bliss J. (1996) Piaget und Vygotsky: Ihre Bedeutung für das Lehren und Lernen der Naturwissenschaften. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften 2(3): 3–16.
Wie wir über das Lernen und Lehren denken, ist vor allem in den Naturwissenschaften seit zwei Jahrzehnten vom Konstruktivismus beeinflußt worden, einer Bewegung, die Piaget viel zu verdanken hat. In jüngerer Zeit haben auch die Arbeiten von Vygotsky, mit ihrer stärkeren Fokussierung auf den Lehrer, die Aufmerksamkeit der Didaktiker auf sich gelenkt. Es ist eine verbreitete Ansicht, der jedoch widersprochen werden muß, Vygotsky habe Piaget als den maßgeblichen Theoretiker verdrängt. Beide sind für ein Verständnis des Lehrens und Lernens notwendig, ihre Ideen stehen nicht im Konflikt miteinander, sondern ergänzen sich. Die Autorin wird sich auf den naturwissenschaftlichen Unterricht in der Schule konzentrieren, da es trotz der enormen Anstrengungen auf diesem Gebiet während der letzten 40 Jahre Kinder immer noch schwierig finden, die Naturwissenschaften zu erlernen.
Dubs R. (1995) Konstruktivismus. Einige Überlegungen aus der Sicht der Unterrichtsgestaltung [Constructivism: Reflections from the perspective of the organization of instruction]. Zeitschrift für Pädagogik 41(6): 889–903. https://cepa.info/3726
Heute besteht die Gefahr, daß die Paradigmen der Objektivisten und Konstruktivisten zu polarisierenden Diskussionen über die “richtige” Form der Unterrichtsgestaltung führen. Eine Ursache dafür sind die vielen theoretischen Ansätze, die nur ungenügend durch Unterrichtsbeispiele untermauert sind. Deshalb werden hier als mögliche Lösung Elemente konstruktivistischen Unterrichtes umschrieben und in einem Pilotversuch im Fach Betriebswirtschaftslehre angewandt. Aus den Erfahrungen dieses Versuches ergibt sich, daß Ansätze des radikalen Konstruktivismus machbar sind, daß aber wahrscheinlich ein breites Repertoire im Unterrichtsverhalten von Lehrkräften wirksamer ist. Englisch: Today, we run the risk that the paradigms of objectivists and constructivists will lead to polarized discussions on the “correct” way of structuring school teaching. This is partly due to the many theoretical approaches which are not sufficiently substantiated by concrete examples of teaching practice. Therefore, and as a possible solution, the author describes elements of a constructivist approach to teaching, which are then, as a pilot study, applied to business management instruction. The results show that, although approaches of radical constructivism are feasible, a broad repertoire of teaching behavior would probably be much more effective.
Duit R. (1995) Zur Rolle der konstruktivistischen Sichtweise in der naturwissenschaftsdidaktischen Lehr- und Lernforschung. Zeitschrift für Pädagogik 41(5): 905–923. https://cepa.info/3716
Die konstruktivistische Sichtweise hat sich in der naturwissenschaftsdidaktischen Lehrund Lernforschung als fruchtbar und flexibel erwiesen. Zunächst eher radikal konstruktivistischen Positionen des Wissenserwerbs nahe, hat sie sich zu einem Paradigma entwickelt, das über Aspekte des Wissenserwerbs hinausgeht und wichtige Aspekte des sozialen Konstruktivismus einschließt. Dieses Paradigma sieht die individuelle und soziale Konstruktion des Wissens eingebettet in umfassende Ansätze des naturwissenschaftlichen Unterrichts, die sich an den Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnissen der Schüler orientieren. Es hat auch der Entwicklung von neuen Modellen der Lehrerbildung wichtige Impulse gegeben. Unter dem Dach des Konstruktivismus ist ein breites Spektrum unterschiedlicher Ausrichtungen versammelt, dessen gemeinsamer Kern einem pragmatischen, moderaten Konstruktivismus entspricht. Englisch: The constructivist view has proven a most powerful paradigm for science education research on learning and instruction. Initially near to radical constructivist ideas it has developed towards a paradigm that goes far beyond a frame for knowledge acquisition and also includes issues of social constructivism. Construction of knowledge is viewed as embedded in somewhat holistic approaches of orienting science instruction towards student’s abilities, interests, and needs in general. The constructivist view has also provided science teacher education with powerful new ideas. There are many variants under the umbrella of the constructivist view which by no means forms a consistent theory. But the common core of this view may be indicated by the position of a pragmatic and moderate constructivism.
Foerster H. von & Pörksen B. (1998) Naturgesetze können von uns geschrieben werden. Communicatio Socialis, Internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft 31: 47–61. https://cepa.info/2665
Das nachfolgende Gespräch, das im Zusammenhang mit anderen Beiträgen dieser Reihe über die Perspektiven konstruktivistischen Denkens gelesen werden kann,l ist nicht explizit medienoder kommunikationstheoretischer Natur; es läßt sich gleichwohl auf Fragen der Medientheorie beziehen. Heinz von Foersters Überlegungen können als metadisziplinäre und daher universal anwendbare Konzepte gelesen werden. Seine Methode, die auch das antiautoritäre Element des Konstruktivismus illustriert, läßt sich als eine Form der Denkstilkritik begreifen, die immer wieder die ethischen (und unethischen) Implikationen einer Erkenntnis zum Thema macht: Er beobachtet einen Beobachter, der sich – beispielsweise – an kausalen Erklärungen orientiert, entwickelt mit der Unterscheidung von trivialen und nichttrivialen Maschinen anthropologisch voraussetzungsvolle Analogien, die implizit immer auch im Zentrum der Medienwirkungsforschung stehen, deren Ausgangsfrage ja von der Möglichkeit externer Beeinflussung und Determinierung eines Menschen durch Kommunikation handelt. Schließlich ist auch die Theorie der Eigenwerte, die hier formuliert wird, als ein solches universal anwendbares Konzept zu begreifen – und wird auch längst als solches aufgefaßt und angewendet. So benutzt der Soziologe Niklas Luhmann, dessen operativer Konstruktivismus in manchem Anregungen Heinz von Foersters aufgreift, den Begriff des Eigenwerts auch für seine medientheoretischen Überlegungen und spricht in seinem Buch “Die Realität der Massenmedien” vom Eigenwert, den die modernen Gesellschaften hervorbringen.
Foerster H. von, Grossmann R. & Krause H. (1997) Mitternacht am Times Square. In: Grossmann R. (ed.) Wie wird Wissen wirksam?. Springer, Vienna: 25–30.
Heinz von Foerster war im November 1996 in seiner Geburtsstadt Wien zu Gast. Aus Anlaß seines 85. Geburtstages veranstaltete das Institut Wiener Kreis eine Tagung über die kulturellen Wurzeln des Konstruktivismus und der Kognitionswissenschaft. Eine der Wurzeln des konstruktivistischen Diskurses ist in den Arbeiten Heinz von Foersters zu finden. Gemeinsam mit Humberto Maturana, Lars Löfgren, Gotthard Günther und zahlreichen anderen Wissenschaftlern entwickelte er in den siebziger Jahren an seinem Biological Computer Laboratory in Illinois die „Kybernetik zweiter Ordnung“. Sie dreht sich um das Problem, daß der Beobachter nicht sieht, daß er nicht sieht, was er nicht sieht.
Gerstenmaier J. & Mandl H. (1995) Wissenserwerb unter konstruktivistischer Perspektive [The acquisition of knowledge from a constructivist perspective]. Zeitschrift für Pädagogik 41(6): 867–888. https://cepa.info/3724
Die gegenwärtige Konstruktivismus-Diskussion bietet in bezug auf den Wissenserwerb ein uneinheitliches und verwirrendes Bild. Aus diesem Grund werden drei Diskussionslinien in diesem Beitrag herausgearbeitet. Ausgehend von Fragen nach der Objektivität des Wissens und dessen Verhältnis zur Welt, nach der theoretischen Modellierung des Wissens, seiner kontextuellen und kulturellen Einbettung und schließlich nach den Möglichkeiten der Förderung des Wissenserwerbs werden drei Varianten unterschieden:(1) Konstruktivismus als Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie; (2) “Neuer” Konstruktivismus in der Soziologie, Kognitionswissenschaft und Psychologie; (3) konstruktivistische Ansätze in der Instruktionspsychologie und empirischen Pädagogik. Abschließend werden Schlußfolgerungen für die Psychologie des Wissenserwerbs gezogen. Englisch: As regards knowledge acquisition, the present discussion on constructivism is marked by a confusing diversity. Therefore, the authors attempt to identify three distinct lines of discussion. Based on questions concerning the objectivity of knowledge and its relation to the universe, the theoretical modeling of knowledge, its contextual and cultural embedding and, finally, possibilities of promoting knowledge acquisition, three different approaches are distinguished: (1) constructivism as epistemology and theory of science; (2) “new” constructivism in the fields of sociology, cognitive science, and psychology; and (3) constructivist approaches in educational psychology and empirical pedagogics. Finally, consequences for the psychology of knowledge acquisition are drawn.
Glasersfeld E. von (1993) Nicht bekehrt, aber geläutert. Soziologische Revue 16(3): pp. 288–290. https://cepa.info/1441
Buchbesprechung: R. Nüse, N. Groeben, B. Freitag und M. Schreier, Über die Erfindung/en des Radikalen Konstruktivismus: Kritische Gegenargumente aus psychologischer Sicht. Weinheim: Deutscher Studienverlag, 1991